… und schon wieder ist es Morgen, der Wecker hat geklingelt. Verschlafen wanke ich vom Bett ins Bad. Mmmhh, hier ist es schön warm. Ab unter die Dusche. Haare noch trockenfönen und Hemd und Hose an. Was ist das, ein Fleck – also nix wie weg mit dem Hemd und ein neues her. Jetzt noch schnell einen Kaffee trinken und ab ins Auto zur Arbeit. So oder so ähnlich sieht wohl der Arbeitsalltag von Vielen hier in Deutschland aus. Wenn ihr die ersten Sätze nochmal aufmerksam durchlest, dann wird Euch bestimmt klar, welchen Wohlstand wir gegenüber den „Entwicklungsländern“ haben. Und genau dorthin verschlägt uns das Sachbuch
Der Afrika Boom von Andreas Sieren/ Frank Sieren
Ein Vorwort zu Peter Scholl-Latour lässt mich voll Freude an seine Bücher denken. Kein Weltenkenner hat mir mehr über die Staaten, Politik, fremde Völker vermittelt wie er.
Erdkundeunterricht – Afrika? War da mal was oder hab ich es schon wieder vergessen (ist ja bereits eine Weile her). Europa und Amerika sind die Themen, die mir von damals noch in Erinnerung geblieben sind. Heute an Afrika zu denken heißt für mich, ständig mit Bildern von flüchtenden Männern konfrontiert zu werden. Die Autoren des vorliegenden Buches versuchen eine ganz andere Stimmung aufleben zu lassen. Rohstoffe, Entwicklung, Mittelstand, Arbeit, China, sind nur ein paar Stichworte, die mit diesem Buch untrennbar verbunden sind.
Ich liebe es, wenn Geschriebenes mit Zahlen, Werten, Fakten angereichert wird und nicht nur die emotionale Ebene anspricht. Hier gibt es Zahlen satt.
In Afrika wird der größte Staudamm der Welt gebaut, der Grand-Inga-Damm, Kosten 80 MILLIARDEN, Leistung 40 Gigawatt – doppelt so viel wie im Drei-Schluchten-Staudamm in China. Wahnsinn!!
2014 unterzeichnete Südafrika eine Absichtserklärung über den Bau von 8 russischen Atomkraftwerken. Die Deutschen schaffen die Atomkraft ab. Viele afrikanische Staaten beabsichtigen bzw. bauen bereits Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen und selbstverständlich auch Kohlekraftwerke. Überall auf diesem Kontinent mit über 1 Milliarde Menschen wird sehr viel Geld in die Hand genommen und gebaut was das Zeug hält. Was für uns selbstverständlich ist, nämlich 24 Stunden Strom aus der Steckdose, ist in vielen Teilen des afrikanischen Kontinents nur etwas für die Mittelschicht. Wenn von über einer Milliarde Menschen rund 300 Millionen dem Mittelstand angehören, dann haben über 2/3 nicht den Standard, den wir in Deutschland für „normal“ halten. Straßen sind in vielen Regionen Pisten. Altersschwache Fähren sind Alternativen für nicht vorhandene Brücken. Für mich erweitert das Buch den Blick auf Afrika, die Verortung von Staaten, Flüssen, Grenzen, ungemein.
Was es mit den BRICS-Staaten auf sich hat, welche Rohstoffe die Länder besitzen, wie stark China in Afrika bereits eingebunden ist, wird ebenso thematisiert wie die Infrastruktur, der deutsche Atomausstieg und seine Folgen, die Alternative zur Weltbank und für mich das Wichtigste: Sind die Europäer, die Deutschen, aktiv genug in Afrika oder verpassen sie den Zustieg in den immer schneller werdenden “Aufschwungzug”?
Die Lektüre schafft es, dass ich am Ende des Buches direkt nach mehr Input zu dem Thema Afrika forsche. Eines bleibt jedoch für mich genauso undurchsichtig wie der dichte Nebel des Regenwaldes: Wieso fliehen so viele Menschen aus Afrika, obwohl der Kontinent, dem Buch zufolge, so gute Entwicklungsmöglichkeiten bietet? Und genau dazu werde ich versuchen, weiteren Lesestoff zu finden.
Dieses Buch ist daher für mich eine klare Leseempfehlung.
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