Das ist magisch, sagen wir. Echte Magie gibt es nicht, glauben wir. Was aber wenn doch? Und wenn ich das frage, denke ich dabei nicht an Elfen und Feen, sondern an das was unser Verstand nicht fassen kann, an Unerklärliches, und was ist mit der Unsterblichkeit? Ihr jagen die Menschen seit Ur-Zeiten nach, brauen Tränke, experimentieren, unternehmen Selbstversuche. Horchen wir doch mal bei ein paar Spezialisten in Sachen “ist ja nicht zu fassen” nach. Die Mitarbeiter dieser Zeitung halten sich für ausgewiesene Experten und ich sag euch, so etwas habt ihr noch nicht gelesen oder gehört, also ich für meinen Teil jedenfalls nicht. Happy Halloween 2022 mit …
The Stranger Times von C. K. McDonnell
Also eine gewisse Verzweiflung muss schon dazu gehören, wenn Frau ein Jobangebot annahm, nachdem sie eben das Büro des Chefs, vorbei an einem Angestellten erreicht hat, der perfekt gekleidet auf dem Dach stand, kurz davor sich in den Tod zu stürzen. Wenn eben jener Chef sich dann, beim Versuch seinen Angestellten davon abzuhalten, (nebenbei bemerkt, der Kollege versucht das jeden Montag, also das mit dem Vom-Dach-Springen), mit einer historischen Waffe in den Fuß schießt, irgendwie keinen Tumult auslöst. Wenn man dann bemerkt, man hat gerade “Ja” gesagt zu einem Job von dem man überhaupt keine Ahnung hat, ist es auch schon zu spät. Offenbar haben alle die hier arbeiten mehr als nur ein Problem, auch wohl mehr als eine Macke. Aber “so what”, dann ist man jetzt in allerbester Gesellschaft. Wurde man doch selbst von ihr ausgemustert, also von der Gesellschaft, und es ist nicht so, als liefe einem nicht ein gewisser Ruf hinterher …
Willkommen. Alle sind ab jetzt gespannt. Keine(r) hält es hier lange aus. Das sagen sie ihr jetzt! Der Chef halt. Es liegt an ihm. Ach ja, unbedingt Obacht bei Menschen die Simon heißen, sie dürfen sich hier gar nicht erst bewerben. Herzlich Willkommen bei The Stranger Times. Der Zeitung für das Unfassbare und Unerklärliche, alle Kollegen der Neuen, sie heißt Hannah bei The Stranger Times sind exzentrisch aber liebenswert.
Als da wären ein Ufologe, ein Experte für Paranormales eine vorlaute Praktikantin, eine Bürovorsteherin die den Laden zusammenhält und einen Drucker der, ich glaube im Keller haust und zu seiner Maschine eine ganz besondere Beziehung pflegt …
C. K. McDonnell ist das Pseydonym des irischen Stand-Up-Comidian Caimh McDonnell, er lebt und schreibt in Manchester, in einem Jahr verkaufen sich von ihm 110.000 Bücher (Verlagsangabe). Was schreibt er da? Urban Mystery, Krimi-Fantasy mit Humor? Egal, McDonnell legt mit The Stranger Times in jedem Fall eine tolle Geschichte vor, eine die in keine Schublade passt, die keinem Genre fest zuzuordnen ist. Gewürzt mit einer kräftigen Prise Humor, einem Hauch Ironie und reichlich Investigation, gelingt ihm mit sicherem Gespür für die Situation und Wortwitz, ein Schauerroman der überraschend ist wie eine Flaschenpost. Extrem unterhaltsam und kurzweilig, einmal begonnen, mag man ihn nicht mehr aus der Hand geben.
Was für ein Spaß! Bei einem Krimi mit Humor ist bekanntlich der Grat zum “too much” schmal. Schmunzeln oder wahlweise laut loslachen? Dazwischen dürft ihr Euch, wenn es um diesen phantastischen Roman geht entscheiden. Beides tun? Aber bitte sehr, Staunen und Stirnrunzeln – ist nicht mehr aufzuhalten bei alldem …
Schrullen, Macken, Ecken und Kanten. Blutmagie, Unsterblichkeit und ein beeindruckendes Fluchrepertoire. Hypnose, Werwölfe! vielleicht auch Hexen, wer kennt sie schon genau, darum geht es hier. Nur ganz nebenbei. Um Ehre, Pressefreiheit, Abweichler und in bester Miss Marple Manier um eine Polizei, also quasi Inspektoren, die meist nicht die Nase vorne, aber oft rasende Kopfschmerzen haben. Warum? Das wird sich auch noch klären und ich sag’s Euch … Nein, ich sag’s Euch nicht!
Jede Menge freie journalistische Mitarbeiter ergänzen auf steter Suche nach Geschichten abseits des Normalen das Kernteam der Times und es gibt mehr davon als ihr Euch vorstellen könnt. Also Geschichten meine ich. Holla, die Waldfee!
Die ist mir zwar nicht begegnet, hätte es aber, denn es gibt da immer diesen einen Tag im Monat, da wird die Redaktion buchstäblich gestürmt, ich glaube es ist immer ein Dienstag, was nichts zu Sache tut, denn WAS hier auf den Tisch kommt, darum geht es. Nein, ich verrat’ nix, es würde Euch den Spaß und die Vorfreude verderben, hört oder lest selbst. Wer eine Geschichte hat steht zunächst vor dem Portal der Kirche der alten Seelen, hier hat die Stranger Times Quartier bezogen. McDonnell bindet sie, die abgelieferten Geschichten, in seine Handlung ein, als Headlines, oder Anrufbeantworter-Nachrichten, als Besucher-Interviews. Nicht selten möchte man sich da die Hände vors Gesicht schlagen, so wie der Mitarbeiter, der sich diesen Tag antun, alle anhören muss …
Ach ja, und da haben wir dann auch noch die Leiche eines Obdachlosen, übel zugerichtet, die gibt der Polizei Rätsel auf und ausgerechnet Simon (Ihr erinnert Euch, das ist der, der sich nicht bei der Stranger Times bewerben darf) stolpert über eine verhängnisvolle Story den Toten betreffend und das Redaktionsteam der Stranger Times landet, (vom Dach gefallen oder gesprungen?), raus aus dem Fenster jedenfalls und ab auf die Spur, in einem Riesenschlamassel …
Dunkle Kräfte erstarken, ein Abkommen wird gebrochen.
In Luft aufgelöst, nicht menschlich, Ermittlungen entwickeln sich in eine widersprüchliche Richtung. Verborgene Kräfte und ein Totem das schützt, stärker als jedes Abkommen.
Sturmhauben, ein Kraftfeld, ein Kampf und Grillhähnchen.
Erinnert hat mich der Ton dieser Geschichte an Filme wie Ein Fisch namens Wanda.
Klamaukig ohne albern zu sein, very british, denn auch hier hilft Tee in allen Lebenslagen, die Figuren sind allesamt herrlich schrullig und schlagfertig bis zum Äußersten, viele der eingebetteten Storys haben auch “einen Schlag”. Einen magischen Einschlag und so richtig “strange” wird es, als ein alter Mythos und ein altes Volk, samt Monster, die Bühne betreten.
War das genial! Kann ich bitte einen Nachschlag haben? Mit diesem Trupp gehe ich jedes Abenteuer an, alternativ und gerne auch verfilmt mit dem passenden Cast. Diese Dialoge, wie hier die Bälle fliegen, das ist einfach köstlich. Was für ein wilder, abwechslungsreicher Ritt! Das Personal dieser Geschichte schrie förmlich nach einem Wiedersehen und einer Fortsetzung und hier ist sie auch schon, eben erschienen titelt sie mit This charming man.
Das ist der passende Stoff für den November, besonders die Hörbuch-Fassung, denn SIE ist eine waschechte Offenbarung als Sprecherin und bei beiden Teilen am Start:
Sascha Icks, geboren 1967 in Düsseldorf, war bereits an vielen deutschen Bühnen und in einigen Theaterensemblen zu Gast, von ihr mochte ich schon die Hörbuchversion von Stadt aus Rauch von Svealena Kutschke und sie hat es einfach drauf. Sie zeichnet die unterschiedlichen Charaktere stimmlich, wie andere mit Pinsel auf Leinwand. Sie interpretiert nicht, sie liest mit vollem Körpereinsatz, das ist einfach nur großartig. Unerschrocken ist man mit ihr mittendrin statt nur dabei. Die feine Lakonie des Textes unterstreicht sie par excellence, was habe ich ihr gerne zugehört, so meisterhaft jongliert sie mit Stimme und Stimmungen, trifft jede Pointe charmant mitten auf die zwölf. Bitte gerne mehr davon. Bitte sehr gerne mehr von ihr!
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