Portwein-Abenteuer voraus!

Freitag, 06.09.2019

Erst ein “Törtchen”, dann ein “Pörtchen”. Ihr Lieben, ich melde mich zurück aus den Ferien und von meiner Reise auf dem Douro. Einen bunten Strauß mit schönen Erinnerungen habe ich uns ich aus dem Norden Portugals mitgebracht. Wer Lust hat, springt ab auf den Blog und findet dort wie immer alle Fotos und Collagen im Text.

Schlafen im Fernbahnhofsgebäude “The Squaire”, in Frankfurt/Main, schon die erste Übernachtung war spektakulär und wer wie ich Kontraste liebt, könnte in diese Reise nicht besser starten. Moderne vs. UNESCO-Welterbe, das klingt vielversprechend? Allerdings, so ist das und so sollte es bleiben – bis zum Rückflug vom modernen Airport Francisco Sá Carneiro in Porto …

Schön war es zwischen Olivenhainen und Portweinreben. Zwischen reifen Muskatellertrauben und “Ginas”, wie die alten Wein-Tanks aus Beton hier liebevoll im Gedenken an Gina Lollobrigida genannt werden, und dann diese Vanilletörtchen, da lass ich jedes Steak links liegen, sag ich Euch.

“Sechsunddreißig Grad und es geht noch heißer” und zwar im Binnenland. Kaum haben wir Porto und den Atlantik hinter uns gelassen, beginne ich zu verstehen, wie hier alles mit allem zusammenhängt. Schon beim ersten Schluck, denn so schmeckt die Sonne. Hier an den Hängen des Douro fängt man sie in kleinen Gläschen ein, dunkelrot, rubinrot oder kristallklar funkelnd. Süss und aromatisch wärmt jeder getrunkene Tropfen wie ein guter Cognac. Ich lausche den Winzern andächtig, bin beim Köpfen eines Vintage-Ports mit heißer Zange und kaltem Wasser live dabei. Probiere und schließe die Augen, tauche ab zu Fadoklängen. So würde ich auch gerne singen können, meine Sehnsucht teilen mit der Welt, ich wische mir eine Träne weg, springe auf und applaudiere.

Zwischen Licht und Schatten. Der Weg durch die Altstadt ist holprig, man muss hier immer ein Auge auf dem Boden haben, das andere und das Herz aber, muss man öffnen für die nicht enden wollenden, wunderschönen Panoramen und für die Dramen, die Gebäudedramen, für den Charme des Verfalls, den Dörfer und Städte hier haben.

Porto, Deine Stromkabel würde in Deutschland kein Brandschutzbeauftragter mittragen, dafür ist jede einzelne Aussicht ein Genuß.

UNESCO-Welterbe, Eiserne Brücken tragen mich, mich und alte Strassenbahnen. Standseilbahnen helfen mir auf steile Hänge hinauf, während sich mutige Kids johlend von Brücken stürzen.

Kunstvolle Azulejos erzählen von Deiner Vergangenheit, ein Bilderbuch der Geschichte öffnet sich so im Bahnhof Sao Bento in Porto.

Schluchten, Steilwände und Schleusen werfen lange Schatten, kühlen meine heiße Haut. Schattenspiele an der portugiesischen Loreley, das ist eine knappe Sache hier, unter dieser Brücke passen wir doch nie durch! Luft anhalten, Kopf einziehen um kurz nach sechs Uhr früh, während die Nebel noch auf dem Wasser liegen.

Wellen schaukeln mich sanft zum Jakobsweg, zu Wallfahrtskirchen und Himmelstreppen in Lamego, zu Palastgärten und durch Buchsbaum-Labyrinthe, geduckt wandere ich unter dreißig Meter langen Zederntunneln vorbei an einem Meer aus gelben Rosen in Mateus.

Schwere Türen öffnen und schließen sich, ich spähe über Balkonbrüstungen, die Welt aus Holz, was für ein herrlich schrabbliger Globus! Kostbare Vasen und Möbel aus Goa, Java und ist das ein schöner antiker Spiegel! Ich bin schon ganz eindeutig verliebt, da darf ich dann endlich auch in die Bibliothek des Herrenhauses. Über zweitausend antiquarische Schätze hat der Herr Graf gesammelt. Darunter die erste illustrierte Ausgabe von Vasco da Gamas Seefahrten. Unnötig zu erwähnen,  das mir wieder einmal der Mund offen steht. Staubkörnchen und gedämpfte Sonnenstrahlen tanzen in der Luft, die Blicke in den Garten sind ein Traum! Hier hätte ich bitte gerne einen Leseplatz am Fenster.

Den Sonntagvormittag verbringen wir zur Fuß auf den Spuren eines “lost places”, Dampfloks schnaubten hier einst durch das Tal, um in Barca D’Alva ihre kostbare Fracht aufzunehmen und in die kühlen Keller am Atlantik zu verfrachten. Heute künden noch ein alter Lokschuppen, verlassene Gleise mit Stellwerk und Wassertanks von vergangenen Tage. Ich fühle mich wie im Wilden Westen, hier an der Grenze zu Spanien kann man selbst verloren gehen, lange begegnet uns niemand mehr …

In dunklen Kellern, mit tiefen Gewölben, wo schwere, riesige Eichenfässer über neunundzwanzigtausend!!! Liter fassen, roten Saft ausdünsten und duften … Entschuldigung, aber ich muss da mit der Nase mal ganz nah ran. Dann wieder sitze ich auf Terassen, geniesse portugiesische Spezialitäten unter Weinblätterdächern im Schatten, der Himmel hängt voller Trauben. Wir wandern vorbei an Feigen- und Orangenbäumen, durch Arkaden und Kreuzgänge, vorbei an alten Waschzubern, man ruft uns ein “bon dia” zu, als wären wir hier zu Hause.

Im Sinkflug auf Frankfurt schreibe ich diese Zeilen und träume mich zurück ins Land des Fados und der edlen Tropfen. Obrigada, Portugal für Deine Gastfreundschaft! De nada en, de nada en, höre ich dich antworten, wir bleiben verbunden!

Ich schließe meine Augen und sehe sie wieder vor mir, Deine Bilder, höre Deine Stimme, Deine Sprache, weich und rund, und freundlich …

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