Frühlingsnacht (Hermann Hesse)

Mittwoch, 14.03.2018

So! Der Termin mit dem Gärtner ist gemacht. Ungeduldig trippele ich hinter der Fensterscheibe auf und ab, beobachte das Wetter, hoffe darauf, dass Frau Holle endlich mit dem Kissen-Schütteln durch ist. Der kalendarische Frühlingsbeginn wurde hier, bei uns zu Hause, in diesem Jahr mit acht Zentimetern Neuschnee gefeiert und mit Temperaturen weit unter Null Grad. Eisregen und widrige Straßenverhältnisse rundeten die Feierlichkeiten ab.

Was soll ich sagen, frühlingshaft fühlt sich anders an. Für das kommende Wochenende wollen uns die Wettergötter wieder starke Nachtfröste schicken. Tröstlich ist da nur die heute sternenklare Nacht da draußen und die Aussicht auf vielleicht ein klitzekleines Nordlicht in unseren Breiten. Gerade sei wohl ein Sonnensturm am Toben.

Das und die Erinnerung an meine Kindertage, als ich oft zu Ostern das erste Mal im Jahr Kniestrümpfe getragen hab, bewahre ich mir als Hoffnungsschimmer.

In dieser Woche hilft sonst wohl erstmal nur, sich einen Strauß Tulpen gönnen, von sonnigeren Tagen träumen und sich an schönen Worten wärmen …

Frühlingsnacht (aus Hermann Hesse, die Gedichte, Insel-TB. S.228

  • Im Kastanienbaum der Wind
  • reckt verschlafen sein Gefieder,
  • an den spitzen Dächern rinnt
  • Dämmerung und Mondschein nieder.

.

  • Alle Brunnen rauschen kühl
  • vor sich hin verworrene Sagen,
  • Zehnuhrglocken im Gestühl
  • rüsten feierlich zum Schlagen.

.

  • In den Gärten unbelauscht
  • schlummern mondbeglänzte Bäume,
  • durch die runden Kronen rauscht
  • tief das Atmen schöner Träume.

.

  • Zögernd leg ich aus der Hand
  • meine warmgespielte Geige,
  • staune weit ins blaue Land,
  • träume, sehne mich und schweige.

.
Bleibt wachsam, haltet mit mir Ausschau nach dem Nordlicht und den ersten Blüten.

Eure Petra

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