Blütenreise (Christa Klus-Neufanger)

Meist dauert es im Winter nicht einmal bis Mitte Februar, bis mich die Sehnsucht packt. Die Sehnsucht nach den ersten Blüten. Spätestens dann lege ich mich auf die Lauer, versuche das erste frische Grün in meinem Garten zu entdecken. Wann werden es in diesem Jahr die Schneeglöckchen schaffen ihre kleinen Köpfe durch die Eisdecke zu drücken? Wird der Winterling schneller sein? Meine Christrosen hatten schon im letzten Jahr zu kämpfen und bei den Schneemengen, die in diesem Winter bei uns nieder gingen, werden wir wohl die ersten Tulpen nicht vor Juni sehen. Am vergangenen Samstag war der kalenderarische Frühlingsanfang und immer noch ist es in unserem Garten eisig. Heute früh schneite es wieder, wenn auch leicht.

Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün! Um die Durststrecke bis dahin zu überbrücken behelfe ich mir. Mit so wunderbaren Bildbänden wie diesem hier, der mich nicht nur vom Summen der Bienen träumen lässt, sondern auch vom Reisen …

Blütenreise von Christa Klus-Neufanger

Die schönsten Reiseziele Europas zur Blütezeit

Von der Tulpenblüte in Holland, der Mandelblüte auf Mallorca, der Lavendelblüte in der Provence und vielleicht auch Rhodendronblüt in Schottland haben wir zumindest schon gehört, und auch in der heimischen Pfalz können die Mandeln blühen das es eine Schau ist. Die Lüneburger Heide steht im Spätsommer in voller Blüte und auch die Insel Mainau im Bodensee ist zu jeder Jahreszeit ihrer Pflanzen wegen eine Reise wert, das wissen wir.

Madeira hat sich als Blumeninsel einen Namen gemacht, auch die Azoren haben “Blumen-Fans” auf ihrem Zettel, noch dazu kommt von dort ja bekanntlich. Das man aber auch zur Narzissenblüte nach Österreich ins Salzkammergut, oder zur Hortensienblüte in die Bretagne, zur Marillenblüte in die Wachau oder zur Mimosenblüte an die Cote d’Azur aufbrechen kann und was einen dort erwartet war für mich neu. Dieser wunderbare Bildband und Gartenreiseführer aus dem Verlag Busse Seewald überrascht mich wahrhaftig und ich finde er ist ganz ausgezeichnet dafür geeignet uns diese Reiseziele näher zu bringen. Ausgezeichnet wurde er auch, und zwar mit dem “Deutschen Gartenbuchpreis” 2020, dies in der Kategorie “Bester Gartenreiseführer”. Dieser Preis wird in 11 Kategorien seit 2006 für den Gartenfachbuchhandel von Schloss Dennenlohe vergeben und ist der Beleg dafür, dass es in ihm nicht nur schöne Fotos zu bestaunen gibt. Seine bebilderten Seiten sind für Gartenfans wie mich ein Eldorado!

Wusstet Ihr, dass der englische Seefahrer und Weltreisende James Cook die erste Mimose im 18. Jahrhundert aus Australien mitgebracht hat? Die “Golden Wattle” ist dort immer noch die Nationalblume und an der Côte D’Azur ist sie deshalb so verbreitet, weil die gartenbegeisterten Engländer, die seinerzeit ihrer kalt-feuchten Heimat entfliehen wollten, und gerne an der French Riviera überwinterten, sie dort an ihrem Urlaubsdomizil eingepflanzt haben.

Rund 100.000 Bäume sind es, die Jahr für Jahr in der Wachau zwischen März und Mitte April ihre Blüten öffnen. Die Marillengärten zählen seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkultur-und Naturerbe. Was für ein blühendes Spektakel das auf etwa 170 Hektar sein muss!

Und wenn es Euch einmal nach Südtirol verschlägt, dann besucht unbedingt die Gärten von Schloss Trauttmansdorff, am östlichen Stadtrand von Meran sind sie gelegen und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Ich war dort im Spätsommer, zur Apfelernte und wenn es nach mir geht nicht zum letzten Mal …

In Schottland durfte ich schon einmal sein, zur Zeit der Rhododendron-Blüte und diesen Landschaftsgarten in Inverness werde ich wohl nicht wieder vergessen. Diese Gewächse, die am liebsten im lichten Schatten gedeihen, habe ich sofort in meinen Garten übernommen und ich hoffe sehr, dass sie diesen Winter mit seinem schweren Schnee gut überstehen werden, damit sie mir ein klein wenig Schottland nach Hause holen.

Auch auf der Insel Mainau war ich einmal im Frühling, habe Tulpen und Hyazinthenbäche in Holland gesehen, den Keukenhof besucht, aber auf Rhodos war ich noch nicht, und jetzt weiß ich, es geht am schönsten, wenn Oleander und Bougainvilleen blühen.

Wie kann es eigentlich sein, dass ich noch nicht auf Madeira war? Was ich hier an Bildern sehe überzeugt mich restlos, und so notieren ich noch ein Ziel auf meiner Liste  …

Ein Garten ohne Rosen? Geht nicht, gell? Besonders die englischen Sorten haben es mir ja angetan und einmal zur Rosenblüte in die Cotswolds zu reisen, in einem alten Herrenhaus übernachten, oder vielleicht sogar in einem Schloß, eine Gespenstergesichte von Susan Hill im Gepäck. Es gibt schlechtere Argumente für eine Unternehmung, nicht?

Schockverliebt hat er mich gemacht, dieser Band, in seine Bilder, meine Hoffnung nährt er. Als passionierte Wühlmaus bin ich ganz und gar hinüber, schaut mal (Die Fotos sind eingebunden mit freundlicher Erlaubnis des Verlages, ein Einzel-Quellennachweis findet sich ab Seite 156 im Buch) …

Seine Autorin kennt sich aus. Christa Klus-Neufanger, ist Dipl.-Forstwirtin mit Schwerpunkt Ökologie und Landschaftsplanung. Als Journalistin und Autorin hat sie bereits mehrere Gartenbücher veröffentlicht und sie schreibt für Zeitschriften wie LandIdee, GartenIdee und Lust auf Natur. Blütenreise ist im Herbst des Corona-Jahres 2020 erschienen und da die Möglichkeit zu reisen noch immer sehr eingeschränkt ist, möchte ich es Euch für wärme Tage und bessere Zeiten an Euer Reise-Herz legen. Mir ist es eine Inspiration! Allein das Blättern darin ist schon eine Wohltat für meine geschundene, reisevermissende Seele.

Es gibt neben vielen herrlichen Fotos reichlich Informationen, über Wind, Wetter, Mythen, Legenden und Schafe, rund um das Reisen und zu Blütenzielen in Europa, zu Festen und Märkten, die wir hoffentlich recht bald auch wieder erleben dürfen. Im Anhang des Bandes findet sich ein Tableau mit dem Jahresverlauf des Blütenreigens, das man für die Reiseplanung nutzen kann, auch wenn sich auf die Natur bekanntlich nicht die Uhr stellen lässt, und das ist auch gut so.

Ich schaue nach draußen, drücke mir die Nase an der Fensterscheibe platt, es graupelt noch immer und morgen wollte eigentlich meine Blumenfreundin und Gärtnerin kommen um meinen Garten aus dem Winterschlaf zu wecken. Also hoffe ich, bin geduldig, übe mich in Zuversicht, und bis ich weiß ob meine Tulpenzwiebeln den Frost gut überstanden haben, gönne ich mir einen frischen Strauß …

Kommt, lasst Euch auch verführen, Lust machen auf alles was grün ist und gut. Darauf, mit den Augen spazieren zu gehen und darauf, das sich auch in heimischen Gefilden reichlich Blühendes entdecken lässt. Darauf, Euch ein Stück davon nach Hause zu holen, auf die Fensterbank, in einen Kübel, in den eigenen Garten. Wie gut das tut, die Nase hinein zustecken in duftende Kelche und die Hände in den Dreck …

Dankeschön, Frau Klus-Neufanger und liebes Team von Busse Seewald/ Top Frech Verlag für dieses Besprechungsexemplar. Ich bin mir sicher, ich hatte es heute nicht zum letzten Mal in der Hand, es liegt schon wieder auf dem Sofa und wartet auf meine nächste freie Minute …

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