Donnerstag, 09.03.2017
Ewiges Rom! Jeder Stein dieser Stadt atmet Geschichte. Selbst als Tourist im 21.Jahrhundert hatte ich dieses Gefühl. Ganz gleich ob im Trubel am Kolosseum oder beim Spaziergang durch das Forum Romanum. Geisterhafte Schatten, Geflüster, fast mit Händen greifbar erschien mir die Vergangenheit. Am Rand des Circus Maxismus stehen und das Hufgetrappel der Pferde, die Rufe der Streitwagen- Lenker hören – all das geht hier.
Dann der Peters Dom, Kuppel und Gewölbe, Michelangelos Pieta, die Krypta der Päbste, gleich wie man zu seinem Glauben steht – dieser Ort hat eine große, gegenwärtige spirituelle Kraft. Die Kunstgegenstände, das Licht und die vatikanischen Mussen. Landkarten entdecken, auf denen die Welt wie wir sie heute kennen noch unvollständigt ist.
Ehrfürchtig in der sixtinischen Kapelle stehen, mit Genickstarre zur Decke aufschauen – die Größe und die Kunstfertigkeit der Fresken bestaunen. Leise frage ich mich dann, wie wäre es, könnte man einen Blick durch’s Schlüsselloch werfen, wenn hier ein neuer Pabst gewählt wird. Wenn die Kardinäle hier eingeschlossen sind still Mäuschen spielen …
Konklave (Robert Harris)
Die Nacht liegt dunkel und schwer über dem Vatikan und doch herrscht hektische Betriebssamkeit in den Gemächern des heiligen Vaters. Um kurz vor zwei Uhr morgens, als Kardinal Lomeli geweckt und zu seinem Pabst gerufen wird, ist es schon zu spät. Die Leibärzte können nur noch seinen Tod feststellen. Herzkrank ist er gewesen, verwirrt ist er in den letzten Wochen seinen engsten Vertrauten vorgekommen und doch kommt sein Tod überraschend. Für Trauer bleibt Dekan Lomeli keine Zeit, ist es doch an ihm das heilige Konklave zu organisieren und zu leiten, um die heilige Mutter Kirche möglichst nicht lange ohne Führung zu lassen …
Gerade sollte die Casa Santa Marta, das Gästehaus der Kardinäle für die Zeit des Konklave geschlossen werden. Kein Kontakt mehr zur Außenwelt für die Wahlberechtigten bis der heilige Geist Ihnen den Namen des neuen Pabstes eingegeben hat. Da eilt über den Vorplatz ein schlanker, eher unscheinbarer Mann in einfacher Sutane und ohne Gepäck (!) herbei und begehrt Einlaß. Auch er gehöre zu den Kardinälen. Eine eilige Überprüfung der Person ergibt, es stimmt. In aller Heimlichkeit, in pectore, hatte der verstorbene Pabst den Erzbischof von Bagdad (!) erst kürzlich zum Kardinal erhoben. Ein Procedere das zwar ungewöhnlich, aber doch den Statuten entsprechend war. So musste Kardinal Lomeli, wenn auch widerstrebend und quasi “Last Minute”, einen weiteren Kandidaten und wahlberechtigten Kollegen zum Konklave zulassen. Bald schon gerät Lomeli in heftige Gewissenskonflikte, schwankt zwischen Macht und Ohnmacht. Wie soll er mit Informationen umgehen, von denen er weiß, dass sie den Lauf und den Ausgang des Konklaves maßgeblich beeinflußen können? Wie reagieren, wenn diese Informationen von außen kommen, wo doch absolute Abschottung geboten ist?
Robert Harris hat bereits zahlreiche historische Romane um Rom und die römische Geschichte veröffentlich. Mit “Konklave” gewährt er uns einen Einblick hinter die Kulissen einer Welt die normal Steblichen nicht zugänglich ist – den Vatikan. Was wie ein Kammerspiel beginnt, entwickelt sich zu einem spannenden Wahlkrimi, Ränke, Intrigen,irdischer Ehrgeiz und Scheinheiligkeit inklusive. Die Geschichte steigert sich in eine ganz eigene Dynamik, die einen schnell einsaugt und der man sich nicht mehr entziehen kann. An vielen Stellen hat sie mich an einen alten Film mit dem großartigen Antony Quinn erinnert – “In den Schuhen des Fischers”.
Frank Arnolds Stimme als Sprecher der Hörbuch-Fassung trägt uns durch die Stimm-Auszählungen und die Gebete der Kardinäle. Mitgezählt habe ich gebannt ob mein Kandidat vorne liegt, den Kopf geschüttelt wenn nicht und auf ein Wunder gehofft, möge der Richtige die Schlüssel Petri’s erhalten …
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