Dr. Siri und seine Toten (Colin Cotterill)

Dienstag, 21.02.2017

Mit Nadeln kenne ICH mich aus, mit Akkupunktur-Nadeln, um genau zu sein. Halten sie mein Yin und Yang doch schon seit Jahren im Gleichgewicht. Irgendwie wirkt das, ob das messbar ist? Keine Ahnung, Fühlen kann ich es aber ganz deutlich, aufgeräumt und hell fühlt es sich nach einer Sitzung in mir an. Ja, und längst überfällig ist es, dass ich Euch den beratenden Arzt in meiner Apotheke vorstelle. Hier kommt er:

Dr. Siri Paiboun, seines Zeichens der erste und amtliche Leichenbeschauer von Laos und zwar von ganz Laos. Gut, werdet Ihr jetzt sagen, so richtig praktiert er dann ja nicht. Hat er aber, weit über siebzig Jahre ist er mittlerweile alt, wollte als Arzt seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Dann jetzt das! Er bekommt einen neuen Chef, Richter Haeng, der ist jung, ehrgeizig und will einen Leichenbeschauer und eine funktionierende Pathologie. Seine Wahl fällt auf Siri, ist der doch der einzige Genosse mit medizinischem Hintergrund. Wehren ist da zwecklos, obwohl wehrhaft und scharfzüngig ist Siri eigentlich, oh ja!

Die Herausforderung könnte größer nicht sein, hat Siri im Laos der 1970er Jahre doch weder Mittel zur Verfügung noch Fachwissen in diesem Bereich. Mit der Unterstützung eines französichen Lehrbuchs von 1948, dem Chemiebaukasten von Lehrerin Oum, sowie mit Hilfe der pummeligen Kranken-Schwester Dtui und Herrn Geung, einem perfektionistischen jungen Mann mit Downsyndrom, muss er sich alsbald schon ans Werk machen.

Auf seinem Tisch landet Frau Nitnoy, die Ehefrau eines wichtigen Parteifunktionärs. Diese ist bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, beim Essen, tot vom Stuhl gefallen. Der politische Druck ist groß, liegt doch ein Anschlag nahe …

Bei diesem einen Fall, bzw. bei einer Leiche soll es aber nicht bleiben, doch Siri erweist sich einmal mehr als Querkopf, pardon Querdenker und kommt erstaunlich gut voran. Allen Erwartungen und Befürchtungen des ihn kritisch beäugenden Richters zum Trotz. Es scheint seine Ermittlungen stehen unter dem Schutz eines guten Geistes, oder guter Geister?

Zumindest kann man den Eindruck gewinnen, dass ihn Mächte unterstützen, die anderen nicht zugänglich sind und das aus gutem Grund. Siri selbst ist zunächst ratlos, als sich an seinem Küchentisch plötzlich eine Tote einfindet, die zwar nicht mit ihm spricht, aber ihm eine Richtung weist, die sich als klärend herausstellt.

Ganz nach Art der guten alten Agatha Christie wird hier am Ende des Falles alles schön aufgerollt und der gute Dr. Siri sorgt dafür, dass Inspektor Phosy sich nicht verrennt und zum Schluß den Falschen verknackt.

Colin Cotterill, in London geborener Englischlehrer machte am Ende seiner Ausbildung eine Weltreise und ist nach Etappen in Australien, Japan und Laos in Thailand hängen geblieben. Seine Krimi-Reihe um Dr. Siri Paiboun samt Assistenten hat mich im Sturm erorbert. Ist sie doch weit mehr als eine reine Krimi-Reihe. Ausgestattet mit exotischen Schauplätzen, herrlich gezeichneten Figuren die aus der Masse heraus stechen, pointierten Dialogen, britisch schwarz-humorig. Wer also eine Lesephase erreicht, wo alles schon mal da gewesen zu sein scheint, findet hier entspannte Abwechslung.

Übersinnliche Elemente gibt es hier als Zugabe, keine Angst – es wird nicht in die Fantasy abgedriftet, nein – mehr als nachvollziehbar bindet der Autor hier Glauben oder Aberglauben aus der laotischen Kultur mit ein. Sehr charmant und überaus glaubwürdig wirkt das auf mich.

Wer mag kann diese Folge auch hören, es liest Jan-Josef-Liefers, der als Pathologe Dr. Friedrich Börne im Münsteraner Tatort ja auch einschlägige Erfahrungen mit reichlich krimineller Energie gemacht hat.

Gleich ob gehört oder gelesen, ich wünsche viel Vergnügen!

 

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