Donnerstag, 26.07.2018
In Schweden brennen die Wälder, eine Feuerwalze erstickt Athen, viele Menschen sterben. Die Bilder die jetzt aus Griechenland die Nachrichten beherrschen sind erschreckend. Es sieht aus wie nach einem Atomschlag. Autoskelette reihen sich am Straßenrand aneinander, alle Bäume entlaubt, vielfach ragen nur noch ihre Stümpfe in den Himmel.
In weiten Teilen Deutschlands regnet es auch seit Tagen nicht. Die Temperaturen klettern vielerorts weit über die dreißg Grad Marke. In meinem Bundesland sind noch Sommerferien und die Nachbarskinder toben über ihre Wasserrutsche, oder kommen den ganzen Tag nicht aus ihrem Planschbecken. Am Abend wird Federball gespielt, Lachen und Stimmen sind bis spät in die Nacht aus den Gärten zu hören. Bilder eines Sommers wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bilder die mich an einen Roman erinnern, den ich letztes Jahr gelesen habe und über den ich sagen würde – mehr Sommer geht nicht. Ja und spannend ist die Geschichte auch noch, an diesem Satz auf der ersten Seite bin ich damals beim Stöbern in der Buchhandlung hängen geblieben und der Roman war wie von selbst in meine Einkaufstasche gehüpft:
“… als zwei Hände nach dem Steuerrad greifen und die Jacht mit dem schlaffen Segel in den Wind drehen, treibt die Wahrheit bereits außer Sicht.” (Textzitat)
Das Haus das in den Wellen verschwand (Lucy Clarke)
Lana war tropfnass und verzweifelt, als sie mitten in der Nacht vor der Tür ihrer Freundin Kitty ankam und um Asyl für die Nacht bat. Kitty kannte das schon, im Elternhaus ihrer Freundin stand es nicht zum Besten. Diesmal jedoch schien sie seltsam entschieden. Sie wolle weg, nur weg, diesmal endgültig. Wohin? Egal. Die Antwort fand sich nach ein paar Gläsern Alkohol mit Hilfe eines Globus. Im Schneidersitz auf Kittys Bett drehten sie ihn, stoppten ihn mit dem Zeigefinger: Philippinen. Aus dem Spiel heraus reifte ein Plan und sie kratzten schlußendlich ihr letztes Geld zusammen und brachen auf.
Bereits auf ihrer ersten Etappe dann dieser Unfall: Lana wurde von einem Motorrad-Taxi angefahren. In dem Taxi saß als Fahrgast ein junger Mann, der ihr besorgt helfen wollte – so lernten Kitty und Lana eine Clique junger Leute kennen, die auf einer Segel-Jacht gemeinsam unterwegs nach Neuseeland waren. Beide wurden eingeladen und plötzlich ging alles Schlag auf Schlag. Sie könnten Teil der Crew werden, mit segeln, die Bedingungen klangen einfach und verlockend, zu verlockend um abzulehnen. Also heuerten die beiden auf der “Blue” an, doch was als Traum begann wandelte sich zum Albtraum. Nichts war so wie es schien, die Crew-Mitglieder verschlossen und geheimnisvoll. Was geschieht hier? Was geschieht mit uns? Als Lana erkannte, dass dies hier nicht gut ausgehen konnte und versuchte die Rettungsleine zu ziehen war es bereits zu spät …
Lucy Clarke hat mich mit ihrem Roman sofort gepackt, ich Angsthase mache ja keine Kopfsprünge, aber einen Fußsprung in ihre Geschichte habe ich trotzdem gewagt und nicht bereut. Die schwüle Hitze, die Spannung die zwischen den Figuren herrscht, sie springt einen förmlich an.
Alles einmal hinter sich lassen, eine Weltreise unternehmen, ohne lange nachzudenken ein Abenteuer wagen. Wie ein Traum, fühlt sich diese Reise für die beiden jungen Frauen zu Beginn auch an, bis zu dieser mondlosen Nacht auf dem offenen Meer, die ihr Leben und das der anderen Mitreisenden für immer verändert.
Die Schauplätze sind wunderbar geeignet sich einfach mal weg zu träumen. Für alle die im Urlaub zu Hause geblieben sind, ist dieses Segelabenteuer, dass die Abgründe von Beziehungen gleich mit auslotet dafür super geeignet. Auf mehreren Ebenen wird erzählt, die Zeitsprünge tun dem Spannungsbogen dabei gut, mit überraschenden Wendungen und einem überaus gelungenem Showdown weiß der Roman am Ende noch einmal zu überraschen.
Die Sprache flüssig, die Charaktere griffig, Australien, die Philippinen, die Südsee mit einsamen Stränden, versteckten Buchten gibt es ebenso, wie Stürme auf offener See. Neid, Missgunst, Verliebtheit, ein Todesfall der Rätsel aufgibt und eine Freundschaft die zerbricht. Da ist so einiges geboten, für Abwechslung ist also gesorgt. Da sag ich doch nur Schiff ahoi!
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