Donnerstag, 22.02.2018
Was wird aus unserer Welt in der Zukunft? Wie werden sich unsere Grenzen verschieben? Wer hält am Ende des Pokers um Wasser und Rohstoffe die Macht in Händen?
Die Medizin entwickelt sich rasant. Die Bevölkerung aber auch. Der Verteilkampf um Nahrungsmittel und Wohlstand hat längst begonnen, während Vokabeln wie Klimaschutz in welcher Sprache dieser Welt auch immer ausgesprochen, für viele noch immer Fremdwörter sind.
Neal Shusterman sucht in Scythe eigene Antworten und nimmt uns mit nach MidMerica in die Zukunft.
Hier hat die künstliche Intelligenz Thunderhead die Herrschaft übernommen. Krieg, Armut und Willkür haben ein Ende gefunden, alles scheint wohlgeordnet und organisiert. In diesem Zeitalter haben die Menschen unbegrenzten Zugang zu Wissen und Information. Schmerz, Krankheiten, ja sogar der Tod sind ausgemerzt und wer möchte, kann sich sogar körperlich “resetten” lassen. Das jüngst mögliche Alter hierbei ist derzeit noch einundzwanzig Jahre. Man arbeitet allerdings daran, dies auch bis ins Kindesalter zurück zu ermöglichen.
Wenn niemand mehr eines natürlichen Todes stirbt, wie hält man dann die Menschheit in einer gesunden Balance? Wer entscheidet über Leben und den endgültigen Tod? Hat die Lizens zum Töten, ohne dafür Repressalien fürchten zu müssen?
Ein eigener Berufsstand gründet sich. Eine unabhängige Gilde, eine Gemeinschaft mit ehernen Regeln und Werten, einem eigenen regelmäßigen Konklave unterworfen – die Scythe, die Hüter des Todes. Den Besonnenen von ihnen bleibt es lebenslang ein Gräuel, den rebellischen unter ihnen steigt es zu Kopf.
Dieses Konklave der Scythe nimmt auch seinen Lehrlingen die Prüfung ab, in Kampftechnik, Waffen- und Giftkunde. Es richtet über Abtrünnige, Quotenverfehlungen und moralisch fragwürdige “Nachlesen”. So bezeichnet man den Akt der Tötung durch einen Scythe.
Das diesjährige Herbst-Konklave schickt die Lehrlinge Citra und Rowan, die aufgrund einer spontanen Eingebung ihres Mentors beide für eine Ausbildung ausgewählt worden sind, in einen tödlichen Wettkampf. Die Entscheidung ihres Ausbilders, gleichzeitig zwei Lehrlinge auszubilden, ruft Neider auf den Plan und wird als nicht regelkonform gewertet. So lautet der Beschluß des Konklaves dann auch folgenschwer, der siegreiche Prüfling muss am Ende des Jahres seinen Nebenbuhler eigenhändig “nachlesen”, eine Prüfung der besonderen Art …
Neal Shusterman – US-Amerikaner aus Brooklyn, schreibt international Bestseller im Bereich Jugendbuch/Cross-Age. Dieser Band ist nach seiner erfolgreichen “Vollendet-Reihe” der Auftakt einer neuen Trilogie.
Als Fan der “Tribute von Panem”, die ich in einem Rutsch gelesen habe, freue ich mich immer auf frisches Futter im Bereich der Dystopie. Da greife ich auch gern mal zu einem Jugendbuch.
Actionreiche, kampfbetonte Szenen, die Sprache jugendlich forsch, ein bisschen Liebe darf auch dabei sein, es bleibt aber immer jugendfrei. Geschickt werden in der Geschichte ein sechzehnjähriges Mädchen und ein Junge als Protagonisten eingesetzt, so lässt sich die Story prima von Jungens und Mädeln gleichermaßen lesen. Die Diskussion unter Geschwistern, wer wen und warum doof oder cool findet sehe ich da schon vor mir.
In keinem von Shustermans Kapiteln findet man eine Jahresangabe, er überlässt es seinen Lesern die Handlung zeitlich einzuordnen. Sein Setting arbeitet er nicht “en detail” aus, er gibt uns keine Welt vor, erschafft keine neuen Maschinen, mit der Ausnahme seines Thunderheads und der Reanimationszentren für “totähnliche” Personen.
Zwischen den Zeilen wirft er zwar die Frage auf, welchen Preis zahlt man für die Unsterblichkeit oder für eine Welt ohne Schmerzen und Krankheiten? Wie kommen diejenigen, die hier regulierend eingreifen müssen dann mit ihrem Auftrag klar? Man muss aber meiner Meinung nach ganz gut “hinlesen” um hinter den zahlreichen Tötungsszenen diese Fragen herauszuarbeiten. Leider spielt damit “Scythe” – Band 1, für mich nicht in einer Liga mit “Panem”, das sich mit seiner von Grund auf parzifistischen Haltung klar positioniert. Genau das ist mir im Jugendbuch wichtig, eine gut verpackte, geschickt transportierte Botschaft. Schön wenn man da nicht merkt, dass man nebenbei was lernt.
Shusterman läßt sich zu viel Zeit bis die Story in Gang kommt, man spürt das er sich noch Körner für die beiden Folgebände aufspart und er hat für mich einen Touch zuviel Hollywood in seine Geschichte reingepackt.
Noch während des Lesens dachte ich nicht selten, es liest sich wie das Drehbuch eines Kino-Abenteuers. In der Danksagung des Autors am Ende des Buches steht dann auch tatsächlich, dass Universal schon an der Verfilmung arbeitet. Vielleicht kann mich die Geschichte in Bildern erzählt eher packen, gelesen hat sie mich enttäuscht. Mir war es ein zuviel an Tod und ein zuwenig an Fantasie, das zugegeben sehr coole Cover konnte mich dabei etwas versöhnen. Ob ich bei Band 2 weiter lese ist noch Ergebnis offen …
Mein Dank geht an den Verlag für dieses Rezensions-Exemplar.
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