Die Radleys (Matt Haig)

Freitag, 27.07.2018 – Totale Mondfinsternis

Heute zur Nacht ab 21:30 Uhr erwartet uns die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts. Nur etwa alle 100.000 Jahre gibt es am Himmel eine Gestirn-Formation wie diese. Der Mond soll diesmal etwa 1 Stunde und 43 Minuten im Erdschatten liegen, sich dabei blutrot färben. Blutmond sagt man wohl dazu, das klingt wirklich spooky. Und nicht nur das, in dieser Nacht ist auch der Mars unserer Erde am nächsten und mit bloßen Auge gut zu sehen. Diese Möglichkeit den roten Planeten so gut zu sehen haben wir nur alle 15 Jahre. Auch wenn wir hier in Deutschland das Himmels-Spektakel nicht zu gut werden beobachten können, wir die Menschen in Afrika oder auf den Inseln im indischen Ozean, die Metereologen versprechen vieler Orts einen wolkenlosen Himmel. Also sucht Euch schon mal ein Plätzchen abseits des Lichtsmogs und blickt mir mir heute Abend gen Südosten …

Ach ja, mir fällt dabei natürlich auch eine Geschichte ein, eine die nicht astrologisch ist, die ich aber mit dem Mond verbinde, mit seiner mystischen, seiner mythischen Seite. Und ich liebe ja zudem Geschichten die in keine Schublade passen. Romane die schräg sind und die Gemüter spalten? Aber gerne! Trockner, vielleicht schwarzer Humor ist auch mit dabei? Super! Autoren die eine eigene Geschichte haben, mit der ich mit fühlen kann? Prima!

Diese Stoßseufzer der Beigeisterung kennt Ihr ja schon von mir. Gerne entspanne ich zwischendurch mit solch einem “Stöffchen” … und –

Matt Haig gehört halt zu meinen Lieblings-Autoren. Die Ideen die er gebiert und seine Sprache – Hut ab. Sein “Ich und die Menschen” habe ich Euch ja schon vorgestellt. Dieses Schätzchen hier hat er davor veröffentlicht und beide Geschichten haben auf das Herrlichste nix miteinander zu tun …

Die Radleys (Matt Haig)

Bishopthorpe, England, egal wann. Orchard Lane 17.

Dieser Straßenzug gehört zur besseren Gegend des kleinen, beschaulichen Örtchens Bishopthorpe. Hier stehen die Altbau-Villen der Doktoren, der Anwälte und Projektmanager. Hier ist es ruhig und gediegen, hier hat man Stil. Fast gleichen die Häuser einander könnte man meinen, das Eine vielleicht etwas größer als das Andere, aber sonst – und doch. Vor allem Nachts will niemand hier wirklich vorbei spazieren, an der Nr. 17. Dieser Lichtschimmer, der nichts mit den Straßenlaternen zu tun hat, diese Kälte, die nicht von der Nachtluft kommt. Selbst die Natur ist hier stiller als anderswo, kein Zirpen, Quaken oder so …

Hier wohnen die Radleys. Peter Radley ist Arzt, seine Ehefrau Helen mit Leib und Seele Hausfrau und Mutter. Sie engagiert sich im örtlichen Lesezirkel. Die Kinder Rowan und Clara gehen im Ort auf das College. Eine sprichwörtliche Bilderbuch-Familie, in der bislang aber nur die Eltern wissen wer, oder besser was sie eigentlich sind …

Ok, einem guten Beobachter würde vielleicht auffallen, dass die Vögel verstummen, wenn einer der Radleys auf die Türschwelle tritt. Oder dass Rowan selbst im Winter mit Sonnenmilch, mit Sonnenschutzfaktor 60 unterwegs ist. Clara ist überzeugte, fast fanatische Veganerin. Bei den Mädels heutzutage auch keine echte Überraschung. Müßte sie nicht aber bei dieser gesunden Ernährungsweise auch gesünder aussehen? Sie ist so schrecklich blaß!

Clara will heute einfach nur nach Hause. Ihr ist so speiübel, den Schultag hat sie mehr auf der Toilette als im Klassenzimmer verbracht. Harper muss wohl sturzbetrunken sein, als er ihr lallend den Weg verstellt – nein, nicht heute! Bitte! Heute kann sie sich nicht wehren. Er scheint das zu spüren, und bedrängt sie. Wie es dazu kam, keine Ahnung, auf jeden Fall hat sie ihn dann am Ende der Rangelei gebissen, ins Handgelenk und gesaugt. Gesaugt bis kein Tropfen Blut mehr in ihm drin war …

Als der verzweifelte Anruf ihrer Tochter eingeht, ist Helen am Telefon. Sofort rast sie mit ihrem Mann los und ruft IHN von unterwegs aus an. Ihren Schwager, den einzigen noch praktizierenden Vampir in der Familie, obwohl sie geschworen hat niemals wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen. Peter, ihr Mann, ist außer sich, aber was? Schließlich hat es eine Leiche gegeben und sie und ihr Mann kennen sich nach Jahren der Abstinenz nicht mehr damit aus, wie man solche Sauereien beseitigt …

Matt Haig hat mit seinen “Radleys” für mich einen echten Hit gelandet. Wer abseits des Mainstreams mal was ganz und gar anderes braucht, hier ist es. Die Geschichte ist herrlich schräg, zum Schreien komisch, ok – auch blutig, aber vor allem irgendwie auch very british. Auch für junge Erwachsene geeignet, spielen hier die heranwachsenden Kinder der Radleys eine prägende Rolle. Ihre Teenager-Marotten überträgt Haig genial auf “vampirische” Eigenheiten. Ja, es gibt auch Tote, vom Horror sind wir hier aber noch ein gutes Stück entfernt …

Hörbuch-Fassung:

Dieser Plot ist als Hörbuch, ein Knaller, super vertont. Die Glockeschläge am Kapitelanfang – göttlich. Hier habe ich auch einen meiner Lieblings-Sprecher “hören” gelernt. Sascha Rotermund. “Die Gestirne” von Eleanor Catton hat er schon zum Niederknien gelesen, auch diese Geschichte wurde brilliant und mit viel HerzBLUT 😉 von ihm eingelesen. Mittlerweile suche ich schon gezielt,  was es von ihm an Hörbüchern so Neues gibt und fast ist mir dabei dann die Geschichte egal, aber nur fast … Also, happy grusel!

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